Foto: Jason Crisp

Kiesabbau und Klima

Was hat das miteinander zu tun?

 

1. Verlust wertvoller Böden

Bei der Kiesgewinnung wird wertvoller Mutterboden abgetragen, der seine wichtige ökologische Bedeutung damit verliert. Mutterboden ist die dünne Erdschicht, die uns ernährt und damit Lebensgrundlage ist für Pflanzen, Tiere oder Menschen, eben alles Leben.

Welche Bedeutung gerade diese Erdschicht für unser Klima und für unser Überleben hat, erfahren Sie unter dem Stichwort: Bodenschutz.

 

2, Verlust der Reinigungsschichten für Grund- und Trinkwasser

Mit dem Abgraben der Kiesschichten berauben wir die Erde ihrer Filterfunktion für unser Grundwasser.  Auf dem Weg durch den Boden wird das Wasser gereinigt. Jede Schicht hat eine eigene Filterfunktion und ihr spezielles Biotop von Mikroorganismen, die für gesundes Grundwasser sorgen.  Grundwasser ist unsere wichtigste Quelle für Trinkwasser, Die Kies- und Sandschichten übernehmen die Arbeit von teuren Aufbereitungsanlagen, ganz kostenlos. Doch je verunreinigter das Trinkwasser, desto teurer die Aufbereitung, umso höher die Wasserkosten und die daraus entstehende Emission. Wenn wir Kies abgraben, machen wir aus einem emissionsfreien Kreislauf der Natur ein CO2-lastiges Verfahren und verursachen zusätzliche volkswirtschaftliche Kosten.

 

Da der Schutz des Trinkwassers bisher höchste Priorität hatte, waren Abgrabungen in Wasserschutzgebieten gesetzlich strikt verboten. Doch hat die

NRW-Landesregierung über ihre sogenannten "Entfesselungsgesetze" vor kurzem den Weg für Abgrabungen selbst in Wasserschutzgebieten frei gemacht,  da die Kiesindustrie ihre zunehmende Nachfrage an Abgrabungsflächen in den bisherigen Gebieten nicht mehr erfüllt sah.

Der Protest von Wasserbehörden und Umweltverbänden gegen die Änderung des Landeswassergesetzes wurde bisher nicht gehört und geht daher verstärkt weiter.

Woran sich der "Bedarf" orientiert und wie er errechnet wird, erfahren Sie auf der Seite: Kies im Kreis Viersen, 2. Artikel.

 

Weiteres erfahren Sie unter dem Stichwort: Wasserschutz.

 

3. Zerstörung und Veränderung von Lebensräumen

Die Verkraterung einer gewachsenen Landschaft verändert die Habitate. Pflanzen und Tiere, die natürlicherweise in diesen Bereichen leben und die auf die lokale Natur eingestellt sind, verschwinden. Andere Arten werden angezogen und verdrängen auf Grund fehlender Gegengewichte weitere einheimische Arten. 

Dadurch verändert sich auf die Dauer das  komplette Landschaftsbild. Das, was als Renaturierung gepriesen wird, erweist sich als Denaturierung, Die bestehende Fläche wird zerstört, und erst 20 bis 40 Jahre später entsteht bestenfalls ein Sekundärbiotop. Das mag für den Laien schön aussehen, doch es geht nicht um die Optik, sondern um natürliche Kreisläufe, die sich über Jahrhunderte und Jahrtausende etabliert haben und landschaftsspezifisch sind.

So verschwindet z.B. die Feldlerche über der Kiesgrube, die einmal ihr Feld war. Ihr Platz im Ökosystem bleibt leer. Artenvielfalt orientiert sich am angestammten Lebensraum, nur dort ist sie optimaler Teil der Biodiversität. 

Mehr dazu unter dem Stichwort: Artenschutz.

 

4. Verlust notwendiger Fläche zum Klimaschutz

In Deutschland wurde 2019  täglich eine Fläche von 58 Hektar (ha) zur Versiegelung freigegeben, das entspricht der Größe von 82 Fußballfeldern.

Das ist eine vorher meist landwirtschaftlich genutzte Fläche, die nun weder zur Lebensmittelversorgung noch zur Wasserversickerung und damit zur Grundwasserneubildung, noch zur CO2-Bindung zur Verfügung steht (siehe Bodenschutz und Fazit unten).

Dazu kommen die Abgrabungen, die z.B. 2019  täglich 7,7 ha fraßen. Davon  entfallen 3,8 ha/Tag auf Baumaterialien wie Kies. 

Quelle: Umweltbundesamt 

Unschwer ist zu errechnen, dass dieser massenhafte Flächenfraß einen massiven Einfluss auf die bestehenden Ökosysteme und damit auf  das Klima hat.

 

 

Jede Form von Flächenfraß muss auf ein Minimum reduziert werden. Für Kies gibt es heute schon gute Alternativen.

Unsere Zukunft liegt im klimapositiven Bauen.

 Dazu mehr unter: Bauen

 

5. Fazit

Die Wissenschaft hat schon lange bestätigt: Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, ist der Weg über eine Reduktion der CO2-Emission wichtig, aber nicht ausreichend. Das bedeutet: Nur mit dem CO2-Einsparen ist es nicht getan! Es muss zusätzlich massiv CO2 aus der Atmosphäre entnommen und damit eine große CO2-Senke  geschaffen werden. Nur so wird eine Klimastabilisierung erreicht. (Interview Donald Bäcker Mittagsmagazin)

Schon 2014 stellte der IPCC/Weltklimarat fest: 

 

Zitat: "Ein Großteil des anthropogenen Klimawandels auf Grund von CO2-Emissionen ist in einem Zeithorizont von mehreren Jahrhunderten bis  Jahrtausenden unumkehrbar, außer im Falle einer großen Nettoentnahme von CO2 aus der Atmosphäre über einen längeren Zeitraum."

Quelle: Klimaänderung: Naturwissenschaftliche Grundlagen 2013, Seite 27, §3

 

Die größte zur Zeit existierende CO2-Nettoentnahme  geschieht durch Mutterboden, Moor und Pflanzen. Zusammen schaffen sie die negative CO2-Bilanz, die wir zur Klimastabilisierung brauchen. Das sichert zugleich unsere Ernährung und ein gesundes Leben. In der obersten Erdschicht (Mutterboden) ist eine unfassbare Menge an CO2 gebunden. Jeder Abbau setzt es frei, jeder Aufbau bindet mehr.

Die CO2-Nettoentnahme über intakte Böden und Pflanzen ist unsere größte Chance zur Klimastabilität und muss gefördert werden. Eine ökologisch orientierte Landwirtschaft trägt einen entscheidenden Teil dazu bei.  Agrarwende-Klimaschutz

 Zur Zeit geht jedoch durch den immensen Flächenverbrauch immer mehr Boden unwiederbringlich verloren.

 

Alle Arten der Abgrabungen und Versiegelungen wirken dem Erreichen des 1,5-Grad-Zieles entgegen und begünstigen Extremwetterlagen samt ihren Elementarschäden.

Die wirtschaftlichen Verluste übersteigen schon jetzt die Kosten der Alternativen und steigen weiter. In den kommenden Jahren ist mit erheblichen volkswirtschaftlichen Schäden zu rechnen. 

Bundeszentrale für politische Bildung BpB

 

Ein Beispiel für die verheerenden Folgen von Kiesabbau trotz fachlicher Einwände  finden wir in Blessem bei Erftstadt:

ARD Mediathek Westpohl vom 22.8.2021, erster Bericht

 

Unter Kies im Kreis Viersen erfahren Sie, was das für unsere Region bedeutet.

Eine unsere Aktionen

Die Mahnwache vor dem Kreishaus Oktober 2020

Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk

Foto: Werner Lüders

Foto: Werner Lüders

Gespräche mit Passanten und Politikern

Foto: Werner Lüders


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