Holz  als  Baustoff

BILD: GRÖSSTES HOLZ-HOCHHAUS DER WELT 2019: MJØSTÅRNE, DER TURM AM MJØSA-SEE i

 

Bauen mit Holz ist klimafreundlich. Die Voraussetzung: nachhaltige Forstwirtschaft. Was im ersten Augenblick unlogisch erscheint für den, der um jeden Baum kämpft, hat beim zweiten Hinsehen gute Gründe. Holz ist der einzige Baustoff, der nachwächst – und zusätzlich das Klima schützt, denn Holz speichert CO2 und entzieht es so langfristig der Atmosphäre. Immer mehr Menschen erkennen den ökologischen Mehrwert im Bauen mit Holz, diese Branche wächst, im Jahr 2020 wurden über 20 % aller Baugenehmigungen für Gebäude erteilt, die überwiegend aus Holz gebaut werden. ii

Ein Beispiel in unserer Region: das Gesundheitszentrum in Brüggen der Firma Derix in Niederkrüchten-Dam. Holzleimbau Derix - YouTube



Naturwald, bewirtschafteter Wald und Klimaschutz

Bild: Pixabayfree, Jblenio

Bild: Pixabayfree, LubosHouska

Urwälder haben seit Jahrtausenden überlebt und entsprechende Artenvielfalt unterstützt. Sie haben während einer langen Phase von tausenden Jahren ein stabiles Klima entwickelt, gelegentliche Waldbrände überlebt und sich regeneriert. Leider ist das Klima nicht mehr stabil, und wir müssen mit häufigeren Dürreperioden und trockenen Gewitterstürmen rechnen. Die Waldbrände von 2020/21  haben Millionen Hektar Wald in den USA, Kanada, Sibirien und Australien vernichtet. Keiner weiß, ob die Wälder Zeit haben werden, sich  zu regenerieren. Um dem Klimawandel entgegenzuwirken, müssen wir die Wälder "managen". Das Prinzip ist im folgenden Video zu sehen:

Wald und Klimaschutz - YouTube

So ist es auf der einen Seite wichtig, um jeden Baum zu kämpfen. Gerade in Städten sind sie unverzichtbar als Klimakatalysatoren und -moderatoren, besonders in den Zeiten von Hitzewellen. Auf der anderen Seite müssen Wälder nachhaltig und effizient bewirtschaftet werden, um Ressourcen zu schonen, das Klima zu stabilisieren und den Urwäldern zur Regeneration zu verhelfen, als Lebensräume für Artenvielfalt und als "grüne Lungen" der Erde. Letztere Funktion wird durch Wirtschaftswald ergänzt und erweitert.

 „Im Jahr 2010 gab es weltweit etwas mehr als 4.000 Millionen Hektar Wald, was etwa 31 % der weltweiten Landfläche entspricht.“ iii

„Im Jahr 2020 gab es in der EU-27 schätzungsweise 159 Millionen Hektar Wald (ohne andere bewaldete Flächen), und diese Fläche hat seit 1990 um fast 10 % zugenommen. Die wachsenden Holzvorräte in den Wäldern der EU-27 beliefen sich 2019 auf schätzungsweise 27,1 Mrd. m³.“ iv

 „Eine Rechnung, die die Wochenzeitung ,Die Zeit' für ein Holzhochhaus in Wien, das HoHo, aufgemacht hat, klingt überzeugend: Demnach wurden für das 84 Meter hohe Gebäude etwa 2.700 erntereife Fichten verbaut, die in österreichischen Wäldern in nur einer Stunde und zwölfeinhalb Minuten nachwachsen.“ v

 



Nachhaltigkeit großgeschrieben

Bild: Stadthaus; Murray Grove 2009 viii

Ein Kubikmeter Holz speichert etwa eine Tonne CO2. Wenn das Holz als Baumaterial verwendet wird, kann das CO2 für die gesamte Lebensdauer des Gebäudes gespeichert werden. Im 16. Jahrhundert wurden Holzhäuser gebaut, die auch 500 Jahre später noch in Gebrauch sind. Davon gibt es heute noch viele Beispiele. Mit moderner Technologie wie Brettsperrholz (BSP) können Holzhäuser gebaut werden, die große Mengen CO2 für Hunderte von Jahren speichern . Lange genug vielleicht, damit Klimaschutzprogramme das Klima stabilisieren können.

„Der Bau eines 20-stöckigen Gebäudes aus Beton würde etwa 1.215 Tonnen CO2-Emissionen verursachen. Ein Holzgebäude der gleichen Größe würde dagegen 3.150 Tonnen einkapseln. 4.365 Tonnen Emissionen werden durch die Verwendung von Holz effektiv vermieden.“ vi

Das heißt in diesem Beispiel: Die Nutzung von Holz statt Beton führt zu einer Netto-Reduktion von 4.365 Tonnen CO2 in unserer Atmosphäre.

 

"Gebäude können zu einer globalen CO2-Senke

werden – mit dem Baustoff Holz statt Zement und

Stahl."

Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)

 

"Wenn der Einsatz von Bauholz stark gesteigert werden soll, ist der Schutz der Wälder vor nicht nachhaltiger Abholzung und einer Vielzahl anderer Bedrohungen entscheidend wichtig." … "Unsere Vision für eine nachhaltige Bewirtschaftung und Regulierung könnte aber die Situation der Wälder weltweit tatsächlich sogar verbessern, da diesen dann ein höherer Wert zugemessen wird", betont Co-Autor Christopher Reyer vom PIK.

 

"Bäume bieten uns eine Technologie von beispielloser Perfektion", sagt Hans Joachim Schellnhuber, Co-Autor der Studie und emeritierter Direktor des PIK. "Sie entziehen unserer Atmosphäre CO2 und wandeln es in Sauerstoff zum Atmen und in Kohlenstoff im Baumstamm um, den wir nutzen können. Ich kann mir keine sicherere Art der Kohlenstoffspeicherung vorstellen. Die Menschheit hat Holz für viele Jahrhunderte für Bauwerke genutzt, doch jetzt geht es angesichts der Herausforderung der Klimastabilisierung um eine völlig neue Größenordnung. Wenn wir das Holz zu modernen Baumaterialien verarbeiten und die Ernte und das Bauen klug managen, können wir Menschen uns ein sicheres Zuhause auf der Erde bauen." vii



Kohlenstoffsenken in Hochhäusern

Bild: Stadthaus; Murray Grove 2009, Querschnittsdarstellung der Holzkonstruktion

Bild: Pixabayfree, Pulblicdomain Picture

„Nach Prognosen der Vereinten Nationen werden im Jahr 2050 68 % der Weltbevölkerung in städtischen Gebieten leben, und in den nächsten 80 Jahren müssen 2 Milliarden neue Wohnungen gebaut werden.

Gleichzeitig tickt die Uhr, um den Planeten vor den Auswirkungen des Klimawandels zu bewahren.

Weltweit ist die Bauindustrie für fast 40 % der energiebedingten CO2-Emissionen verantwortlich.

Aus diesem Grund ist Holz in einer einzigartigen Position, um den Kohlenstoff-Fußabdruck der Branche zu verringern, so Michael Green, Architekt. ix

 „Der Gebäudesektor ist für fast 40 % der deutschen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich.“

 

Beispiele moderner Holzbauten der Firma Derix, Niederkrüchten, Kreis Viersen

Referenzen | Architektenhaus Delden · Derix

Ingenieurholzbau: Hotel Jakarta

Brettsperrholz (BSP)

„BSP kann mit Sperrholz verglichen werden, besteht aber aus dicken Holzbrettern statt dünnen Schichten. Aus diesen Massivholzbrettern können hohe Gebäude errichtet werden, die Betonkonstruktionen im Hinblick auf Stabilität und Feuerfestigkeit in nichts nachstehen.“ 

 

„Brettsperrholz eignet sich besonders für den Bau von Hochhäusern, die aus vielen gleichartigen Modulen zusammengesetzt sind, wie z.B. Hotels, Bürogebäude, Schulen und Krankenhäuser.“ x

 

Viele Beispielen aus Deutschland und Europa sind auf der folgenden Website zu sehen: 

Ingenieurholzbau: Holzmodulbau - ein nachhaltiger Baustoff in Serie



Bauen mit Holz

Bild: Holzhochhaus H8 Bad Aibling, Wikipedia xii

Fazit:

 

Das Bauen mit Holz ist nicht nur klimafreundlich, es ist klimapositiv. Es gibt keinen technischen oder wirtschaftlichen Grund, weitere 4 Hektar pro Tag landwirtschaftliche Flächen zu vernichten und so den Klimawandel zu beschleunigen, um Baumaterialien zu gewinnen. Siehe Bodenschutz“ (CO2-Absorptionspotenzial landwirtschaftlicher Flächen).



: Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen:

„Holz ist Baustoff der Zukunft. Mit Hilfe der Kommission Bauen mit Holz wird das nachhaltige Bauen noch stärker in den Fokus des Bauwesens gerückt.“

Auszug aus der Bauordnung NRW 2018:

„Mit dem  Baurechtsmodernisierungsgesetz ist ein Schritt unternommen worden, um das Bauen mit Holz in Nordrhein-Westfalen zu erleichtern und zukunftsfähig zu machen. Das neue Gesetz ermöglicht die Verwendung des nachwachsenden Rohstoffs künftig auch bei Gebäuden bis zu 13 Metern Höhe.“xi

 

In vielen Bundesländern in Deutschland werden Holz-Hochhäuser baurechtlich genehmigt (siehe folgende Beispiele). In NRW scheinen 13 m (drei Stockwerke) die maximal zulässige Höhe für ein Holzhaus zu sein. Das wirft die folgende Frage auf: Wer profitiert von einer solch restriktiven Haltung gegenüber dem Bauen mit Holz?

 

Hamburg: Roots statt Wildspitze: Baustart für Deutschlands höchstes Holzhochhaus (wohnglueck.de),

Deutschlands höchstes Holzhochhaus (holzbauaustria.at)

Baden-Württemberg: Holzhochhaus "Skaio" gewinnt Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur (wohnglueck.de)

Bayern: Prinz-Eugen-Park München - ökologische Mustersiedlung (holzbauaustria.at)

Berlin: WoHo Berlin wird Deutschlands höchstes Holzhaus - ubm magazin (ubm-development.com)

Niedersachsen: Woodscraper

 


Internationale Beispiele von Hochhäusern aus Holz:

 

2009 „Stadthaus“ Murray Grove, London (9 Stockwerke, 8x BSP und 1x Beton)

Murray Grove | Waugh Thistleton Architects

https://www.bing.com/images/search?q=stadthaus+murray+grove+tower&id=053C6D826E6901F697005A578C358005363A10F7&form=IQFRBA&first=1&scenario=ImageBasicHover

2011 „H8“, Bad Aibling, Deutschland

https://www.baunetzwissen.de/brandschutz/objekte/wohnbauten/achtgeschossiger-holzbau-in-bad-aibling-315

2013 Via Cenni“, Mailand, Italien (4x9 BSP-Stockwerke, kein Beton) mit Sozialwohnungen

https://www.archilovers.com/projects/144238/social-housing-via-cenni.html

2014 Forte”, Melbourne, Australien ( 10 Stockwerke, 9xBSP und 1x Beton)

https://www.architectureanddesign.com.au/awards-1/2014-winners/forte-by-lend-lease-commended-at-2014-sustainability

2016 „T3“, Minneapolis, USA (7 Stockwerke BSP)

T3 MINNEAPOLIS - MICHAEL GREEN ARCHITECTURE (mg-architecture.ca)

2017 Brock Commons”, Tallwood House, Kanada (18 Stockwerke, 17 BSP und 1x Beton)

Brock Commons Time Lapse - UBC Tall Wood Building - YouTube

World's Tallest Wood Building - UBC Brock Commons - YouTube

2017 „Treet “, Bergen, Norwegen – 14 Stockwerke, BSP-Konstruktion mit verglaster Vorhangfassade, Aufzug und Treppenkern aus BSP, plus Garagen-Keller aus Beton.

https://www.buildup.eu/en/practices/cases/treet-wooden-high-rise-building-excellent-energy-performance

2018 Carbon12”, Portland, USA (8 Stockwerke BSP und Glulam-Holz)

Carbon12 (carbon12pdx.com)

Design And Approval – Carbon12 (buildingcarbon12.com)

2019 The Tower of Lake Mjøsa”, Norwegen, 18-stöckiges Gebäude aus Brettschichtholz-Fachwerkbindern, Säulen und Balken, mit BSP für die Aussteifungselemente und den Bau der Aufzugsschächte und Treppenhäuser

Hochhaus Mjøstårnet in Brumunddal | Holz | Gewerbe/Industrie | Baunetz_Wissen (baunetzwissen.de)

2020 „HoHo“, Wien, 24 Stockwerke, HoHo Wien – Wikipedia

202? „WoHo“, Berlin, 29 Stockwerke, WoHo Berlin wird Deutschlands höchstes Holzhaus - ubm magazin, (ubm-development.com)

 

Kurze Video-Sequenzen zum Thema:

Dürre, Borkenkäfer & Export: Mit Holzbau aus der Klimakrise? | DokThema | Doku | BR - YouTube (2021)

Holz: Alter Baustoff - neu gedacht | Faszination Wissen | Doku | Bauen | Architektur - YouTube (2016)

Michael Green: Why we should build wooden skyscrapers - YouTube (2013)


Quellenangaben

Copyright © IG Schwalmtal for Future 2022